Lieben Dank für die Glückwünsche
Der Bericht über die Hausgeburt wurde etwas lang, aber wer kein Interesse hat, einfach überlesen
Ich habe übrigens nichts bewusst gemacht um die Wehen anzuregen. Ich wollte zwar Akupunktur ausprobieren, konnte mich dann aber nicht zum Termine machen motivieren.
Am 30.04. (39+0) hatte ich tagsüber ab und zu mal ein Ziehen im Unterleib und den üblichen harten Bauch. Aber irgendwie fühlte es sich etwas anders an als sonst. Das Kind bewegte sich zwar regelmäßig, aber insgesamt etwas ruhiger als sonst. Naja, hab mir nicht wirklich was dabei gedacht (und mir schon gar nicht vorgestellt, dass es bald soweit sein könnte). Bevor mein Mann sich abends noch mit einem ehemaligen Arbeitskollegen getroffen hatte, sagte ich zu ihm, dass es sich anfühlt, wie die Ruhe vor dem Sturm. Ernst genommen haben wir das aber wohl beide nicht wirklich. Er wunderte sich nur, dass ich um Mitternacht, als er zurück kam, noch nicht im Bett oder auf der Couch eingeschlafen war. Stattdessen wanderte ich ein bisschen durch die Wohnung. Immer noch ahnungslos. Um viertel vor eins war es dann soweit. Mir platzte die Fruchtblase (erst gluggerte/blubberte es komisch, dann kam ein Schwall Wasser). Mein Kommentar: "F*ck, mir ist die Fruchtblase geplatzt." Ich schnell in die Badewanne gestiegen und meine Hosen, Socken, Hausschuhe ausgezogen. Dann habe ich mir von meinem Mann das Handy bringen lassen und meine Hebamme angerufen. Mein Mann hat derweil den Wischmopp ausgepackt und die Wasserspur weg gewischt (der hatte noch keine Ahnung, was er noch alles wischen musste ). Die Hebamme war in weiser Voraussicht schon um zehn ins Bett gegangen und fragte nur, ob ich schon Wehen hätte. Außer einem leichten Ziehen war noch alles ruhig. Wir sind dann so verblieben, dass ich mich melden soll, wenn ich denke, dass es nötig ist. So habe ich die nächsten fünf Stunden vor mich hingeweht. Keine Ahnung wie ich das geschafft habe. Ich habe auch jegliches Zeitgefühl verloren. Mein Mann hat mir eine alte Matratze ins Wohnzimmer gelegt auf der ich ab und zu mal lag oder kniete, hab mich am Esstisch abgestützt und bin zwischendurch immer wieder aufs Klo um Darm und Blase zu entleeren. Der Schleimpfropf verabschiedete sich ebenfalls nach und nach. Mit einer meiner Schwangerschafts-Apps habe ich versucht meine Wehen zu tracken.
Um viertel nach sechs rief ich die Hebamme wieder an und meinte, dass es mir ganz recht sei, wenn sie sich auf den Weg machen würde. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich alle drei Minuten für eineinhalb Minuten Wehen. Kurz bevor sie kam, habe ich mich in unsere Wanne gelegt und war wohl schon langsam in der Übergangsphase. Ich hatte Pressdrang. Sie tönte ein bisschen mit mir fragte und mich dann erstmal, ob ich weiß, wie das Kind läge. Ich hatte keine Ahnung und meinte nur, Kopf unten Sie tastete dann und hörte Herztöne. Alles prima soweit. Da ich in der Wanne keinen richtigen Halt hatte, bin ich nach etwa einer dreiviertel Stunde raus und wir sind ins Wohnzimmer. Sie hatte ihren Gebärhocker mitgebracht und ich hängte mich an mein Tragetuch, das wir an der Decke befestigt hatten. Ich durfte langsam mitschieben. Mir war inzwischen auch egal, wie laut ich war (wohnen zur Miete - unter uns Vermieterin, über uns ihr Sohn). Zwischendurch wechselte ich auch mal auf die Matratze und versucht im Liegen zu pressen oder auf einen Stuhl gestützt. Es war unglaublich harte Arbeit und ich musste all meine Kraft aufbringen um zumindest mal das Köpfchen rauszuschieben (der Druck auf den Darm war so unglaublich stark und ich dachte, es zerreißt mich). Die Hebamme motivierte mich stetig und ich gab echt alles (ich hatte mitbekommen, dass die Herztöne des Kindes nach ~1,5/2 h etwas abgefallen waren). Ein paar Mal habe ich das Köpfchen gefühlt, aber so richtig realisiert, dass da gleich ein Kind rauskommt, habe ich es (noch) nicht. Zwischendurch mal etwas Traubenzucker, damit der Kreislauf stabil blieb und nochmal etwas Darm entleert (aufm Klo sitzend kann man sehr gut pressen). Und dann war es gut zwei Stunden nach Ankunft der Hebamme soweit. Genauer gesagt am 1.5.16 um 9.48 Uhr. Auf dem Gebärhocker ans Tuch geklammert und meinen Mann hinter mir sitzend und mich stützend gebar ich unseren kleinen Sohn. Da lag er nun vor uns auf dem Boden. Er hatte die Nabelschnur zweimal um den Hals und einmal um den Körper, Kopf war etwas blau. Die Hebamme entwirrte ihn, ließ ihn zu sich kommen und dann kotzte er erstmal ordentlich Fruchtwasser. Nach ein paar Sekunden quäkte er etwas und ich hob ihn auf und nahm ihn an meine Brust. Da hatte er schon eine schöne rosige Farbe. Mein Mann und die Hebamme haben mich dann auf die Matratze verfrachtet, wo ich 10 min später noch die Plazenta gebar. Ich blutete wohl etwas mehr und die Hebamme schickte meinen Mann die TK-Erbsen holen um sie mir auf den Bauch zu legen. Die sorgten dafür, dass sich die Gebärmutter zusammenzieht und die Blutung nachließ. Anschließend untersuchte mich die Hebamme und stellte einen Dammriss 2. Grades fest (schätzungsweise 2,5 cm lang). Den nähte sie direkt, während ich mit dem Kleinen schon kuschelte. Irgendwann wechselte ich von der Matratze auf die Couch, wo ich den Kleinen das erste Mal anlegte. Kurz darauf fühlte ich auch schon das Mekonium an meiner Hand und nass vom Urin wurde es auch. Alles prima. Nach etwa zweieinhalb Stunden haben wir die U1 gemacht. 3.170 g, 51 cm, 34 cm KU und 33,5 cm Schulterumfang. Der Kleine war total entspannt. Die Hebamme wollte noch so lange warten bis ich pieseln war, aber das war leider ein etwas größerer Act, da mir ständig der Kreislauf wegsackte. Ich wurde dann auf einen Bürostuhl verfrachtet. Aber selbst damit wurde ich noch ohnmächtig. Irgendwann saß ich dann auf der Toilette (war erfolgreich!) und da ich selbst dort noch ohnmächtig wurde, haben mich die beiden dann einfach geschnappt und ins Bett verfrachtet. Endlich konnte das Wochenbett starten
Auch wenn es das erste Kind war, hatte ich überhaupt keine Angst, dass irgendetwas schief gehen würde. Für mich stand von vorne herein fest, dass ich eine Hausgeburt möchte (Geburtshaus war noch eine Option, aber nur solange ich noch keine Hausgeburtshebamme gefunden hatte). Ich glaubte ganz fest an mich, meinen Körper und das Kind. Bei meinem Mann benötigte ich anfangs noch etwas Überzeugungsarbeit, aber zusammen mit der Hebamme war auch das bald geschafft. Natürlich macht man sich Gedanken und vielleicht auch Sorgen (Nabelschnur um den Hals, etc...), aber im Vorfeld werden alle Risiken abgewägt und auch alle Vorbereitungen getroffen, falls abgebrochen werden muss (Kliniktasche war gepackt und im Krankenhaus hatte ich mich auch vorgestellt - auch wenn die Hebamme dort direkt meinte, dass die Hausgeburt klappen wird und ich mir die Anmeldung hätte sparen können). Wichtig war für mich, dass ich mich nicht durch meine Frauenärztin verunsichern ließ. Wir hatten ihr gegenüber beim 2. Ultraschall das Geburtshaus als mögliche Option erwähnt und da schaute sie uns schon sehr skeptisch an und ließ noch einen komischen Spruch vom Stapel. Beim letzten US in der 30. SSW tat ich dann so, als würden wir ins Krankenhaus gehen. Ich habe mich auch ganz bewusst dazu entschlossen, nur die drei Basis-Ultraschall bei ihr machen zu lassen. Für mich völlig ausreichend, denn das Kind bewegte sich kräftig. Ich würde es immer wieder so machen!
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