Patientenaustausch

Hallo, liebe Mitglieder!

Nach über 2 Jahren wage ich mit meinem Mann den Schritt,
uns zum Thema künstliche Befruchtungen beraten zu lassen.
Da ich mich manchmal dabei beobachte, wie sehr mich die Tatsache noch nicht schwanger zu sein beunruhigt, beängstigt und beschäftigt, möchte ich euch fragen, ob Ihr Tipps habt, wie man mit diesen Gefühlen und Gedanken besser umgehen kann. Was hilft euch, um in der KiWu-Zeit möglichst gelassen und zuversichtlich zu bleiben? Welche Tipps kennt Ihr, um Ängste abzubauen?

Ich danke euch und wünsche euch alles Gute!

Ella

Hallo Ella,

ganz einfach: nicht von außen beeinflussen lassen.

Seit langer Zeit gehen mir diese ganzen dämlichen "Entspann dich mal und fahr in den Urlaub"-Sprüche sowas von auf den Geist, dass ich das auch in einem anderen Forum immer wieder betone.
Es ist SCH****EGAL, wie du dich fühlst. Du darfst traurig, verzweifelt, wütend, depressiv und was weiß ich nicht alles sein. Man braucht keine Zuversicht, um schwanger zu werden. Wichtig ist nur, dass man eben die notwendigen Schritte geht, die bei der Behandlung so anstehen.

Mir wurde von meinem Umfeld immer wieder an den Kopf geworfen, ich wolle es "zu sehr" (aha), ich sei zu verkrampft, ich sei nicht entspannt genug, ich mache mir zu viele Gedanken, ich denke nicht positiv genug, blabla.
Es gibt keine einzige Studie, die belegt, dass die Psyche eine Rolle spielt.

Es hat mich also dann entspannt, dass ich mich eben nicht entspannen musste. Das macht das ganze nämlich besonders unfair. Es schiebt alle Schuld wieder uns zu, von wegen, wären wir mal entspannt genug gewesen, hätte es auch geklappt. Aber so hatten die Ärzte ja keine Chance. Schönen Dank auch! Kinderwunschbehandlung IST stressig und nervenaufreibend, Punkt Basta. Man kann an nix anderes mehr denken. Wie auch, wenn man sich täglich 100 Spritzen in den Bauch jagt und dann nach dem TF auf jedes Signal achtet? Man bildet sich das ja nicht ein! Die Beschwerden sind real.

Wenn es dich also stresst, dass du dich zu sehr stresst, dann sag dir immer wieder, dass das normal ist. Mir hat es geholfen, das zu akzeptieren. Es gibt ja auch Momente, in denen man nicht ganz so gestresst ist. Das gehört dazu und das darf auch so sein.

Hallo,

da stimme ich Katzie voll zu!

Das war in meinem Umfeld auch so, dass ich immer Tipps bekommen habe, ich soll mich mal entspannen und nen Gang runter fahren! Gegen die Gedanken kann man nix machen. Viel Unternehmen etc. aber so richtig lenkt nichts ab während der Behandlung. Da muss man durch, so schlimm wie es ist.

Mir hat bei meiner zweiten Behandlung geholfen, dass ich es nicjt sovielen erzählt habe. Dann kamen auch nicht soviele Tipps!

Lg karuma

Liebe Ella,

Ich kann mich Katzie und Karuma nur anschließen. Es ist schwierig sich in der Zeit abzulenken. Wie soll das auch gehen. Du musst zig Medikamente nehmen ob als Spritze oder Tablette zu bestimmten Zeiten...... zu einer bestimmten Zeit ist die Punktion unter Vollnarkose. .... also alles getaktet und terminiert. Da geht es nicht den Kopf auszuschalten. ....Als wir noch Gvnp gemacht haben musste ich einmal morgens um vier den Es auslösen. Was hat das mit Entspannung zu tun ....
Das mit dem Urlaub konnte ich auch nicht mehr hören. Viele Menschen sind leider unwissend und unsensibel. Die können sich nicht vorstellen wie anstrengend es ist fuer Körper und Psyche.
Mir hat es auch geholfen nicht vielen davon zu erzählen. Die blöden Tipps kamen nicht.
Die Zeit zu durchstehen hat mir geholfen sich mit lieben Menschen auszutauschen, die die Gefühle nachvollziehen können. ... die in der gleichen Situation sind.... Ich habe einen total tollen Partner an meiner Seite..... der war und ist mir eine grosse Stuetze. Ich habe versucht in der Zeit viel Gutes zu tun..... Ab Punktion war ich krankgeschrieben und hab mich geschont......
Wichtig ist glaube ich, dass du für dich herausfindest was dir gut tut. Bei dem einen ist es Sport, bei dem anderen ist gutes Essen..... Die Psyche ist manchmal nicht so wie man will und das zu versuchen anzunehmen. ... du darfst sauer, wütend, traurig...... sein... bloß nicht dafür schämen und anmachen lassen...... Wir haben versucht zusammen bewusst Dinge zu erleben. ....

Ich wuensche dir ganz viel Kraft, Energie und gute Tage ...... dass du für dich einen Weg findest die a zeit gut zu verleben. Versuche dich nicht von außen beeinflussen zu lassen.... Achja und das Vertrauen zu deinem Arzt. Fuer mich war es total wichtig, zu ihr Vertrauen zu haben. Sie ist den Weg 1,5 Jahre mit uns gegangen. Hatte immer ein offenes Ohr..... auch jetzt hab ich noch Kontakt zu ihr und berichte wie es den Krümeln geht......

Liebe Grüße,
AA

Genau! Das hatte ich ganz vergessen!! AA2013 hat so recht, was die Sache mit dem Vertrauen in den Arzt angeht.

Ich hätte den Wahnsinn ohne meine Ärztin nicht durchgestanden. Sie hat mich immer wieder aufgebaut, unermüdlich, hat an mich geglaubt, wenn ich selbst aufgegeben hatte. Sie war vor allem nach der 2. Fehlgeburt eine riesige Stütze für mich und auch ich stehe mit ihr noch in Kontakt (ist aber eine andere Ärztin - Frau Schilberz).

Ich bin sicher, damit steht und fällt der Erfolg der Behandlung. Von anderen Ärzten habe ich bei weitem nicht so viel Support erhalten und hätte sicher früher das Handtuch geworfen.

Wenn du dich also nicht 100%ig aufgehoben fühlst, dann scheu dich nicht, dir einen anderen Arzt zu suchen. Auswahl gibts schließlich genug.

Hallo,

vielen Dank für eure Antworten. Sie sind mir eine große Hilfe und sehr wahrscheinlich auch einigen anderen hier.
Trotz echt toller Unterstützung meines Partners, verständnisvoller Familienmitglieder und Freundinnen kamen diese Gefühle und Gedanken immer wieder auf, die sich ja erstmal nicht gut anfühlen. Diese als normal anzusehen und zu akzeptieren hilft mir gerade sehr. Da wir ja am Anfang stehen, sind eure Tipps sehr wertvoll für mich. Der Tipp mit dem Sport bedeutet mir auch viel, habe ihn leider etwas vernachlässigt, womöglich auch wegen der Stimmung. Machte aber bisher immer wieder die Erfahrung wie gut mir vorallem Bewegung im Freien tut.

Ich hoffe nun sehr, dass der Arzt/ die Ärztin zu uns passt.

Ella

Hallo Ella,

ich kann den anderen nur zustimmen...

Keiner aus unserem Freundeskreis war jemals in einer Kinderwunschbehandlung und kann das ganze nachvollziehen. Wir hatten vorher auch nie von unserem Kinderwunsch erzählt. Bis nach der zweiten Punktion wusste außer meiner Mutter auch keiner von der Behandlung. Mir ging es dabei nicht gut, da ich mir ständig neue Ausreden einfallen lassen musste warum ich wieder krank bin oder warum ich spontan heute nichts unternehmen möchte. Wir haben uns dann dazu entschlossen, die engsten Freunde einzuweihen. Die Reaktionen haben mich sehr gerührt und ich habe dadurch viel Kraft bekommen. Auch wenn sie es nicht verstehen können, waren sie sehr verständnisvoll. Ich musste keine Lügenmärchen mehr erzählen und so ist mir ein Riesen Stein vom Herzen gefallen. Im Nachhinein hätte ich viel früher drüber reden sollen. Zum Austausch unter Mitleidensgenosseninnen hat mir das Forum sehr geholfen. Ich habe mich so nie alleine mit meiner Behandlung gefühlt. Die Höhen- und Tiefen habe ich meistens mit meinem Mann durchlebt und man hangelt sich von Termin zu Termin. Man fängt an sich über kleine Schritte zu freuen. Für uns war klar, dass wir ohne Kinderwunschzentrum kaum eine Chance haben gemeinsam Kinder zu bekommen und so habe ich mein Schicksal dem Arzt überlassen. Ich habe ihm vom ersten Moment an vertraut und er hat sich viel Zeit genommen. Auch wenn im Gespräch Tränchen über das Gesicht gelaufen sind, gab er mir das Gefühl Unser Ziel zu erreichen. Wie die anderen schon geschrieben haben, man sollte die Gefühle nicht verdrängen. Leicht ist es nicht, denn wir stecken all unsere Hoffnung und das liebe Geld hinein und die lieben Hormone geben ihren Rest dazu... Aber ich bin mir sicher, dass ihr es schafft! Drücke euch für euren Versuch ganz doll die Daumen!

Hallo,

ich kann mich da auch nur anschließen: abschalten im Kopf und entspannen ist kaum möglich. Aufgrund der Medikamente und dem eng getakteten Zeitplan, den es pünktlich einzuhalten geht. Mir geht es auch so, dass die klugen Ratschläge hierzu einfach nur noch nerven. Auch wenn man natürlich jemand zum reden braucht, stimme ich karuma zu, dass es mir auch viel besser damit geht, dass nur ein ganz kleiner Vertrauter Kreis Bescheid weiß. Das nur Leute, die mich wirklich unterstützen können wissen, an welchem Punkt ich genau in der Behandlung stehe (Stimulation, Punktion, Transfer, Warteschleife etc.) Ohne diese Unterstützung würde ich es auch nicht schaffen. Ganz alleine durch so eine schwere Zeit muss man nicht gehen.

Und ja: es darf einem auch mal scheiße gehen, man darf wütend und traurig sein und die Welt ist einfach ganz furchtbar ungerecht. Warum gerade ich? All diese Gedanken gehören dazu und man muss es zulassen. Trotzdem glaube ich an die Macht der positiven Energie!!! Ich glaube schon, dass die Psyche eine Rolle spielt, wenn sie vielleicht auch nicht ein positiv oder negativ beeinflussen kann, aber definitiv, wie es dir in der Zeit damit geht. Versuche zuversichtlich zu bleiben. Und wenn es mal nicht geht, dann zwing dich nicht dazu.

Mir tut auch das Forum hier gut. Wir sind alle in derselben Situation. Anfangs, viele es mir schwer richtig mitzukommen und all die vielen Begriffe einzuordnen. Deshalb habe ich nur gelesen und selbst nichts geschrieben. Bei einer Leidensgenossin hier im Forum hatte ich den Eindruck, dass wir in einer ähnlichen Situation sind und sie war mir vom schreiben sehr sympathisch. Ich habe sie angeschrieben und tausche mich seither sehr eng mit ihr aus. das ist so eine tolle Unterstützung und ich bin froh das ich sie habe!!!!!!

Ihr steht jetzt ganz am Anfang. Für mich war das die schlimmste Phase bisher. Zu akzeptieren, dass man Hilfe braucht, dass es von alleine nicht klappt und die Warterei bis es endlich losgeht. Als ich dann mal starten durfte war es besser, denn so blöd es klingt, aber nach etwas Überwindung Spritze ich mir 'gerne' etwas in den Bauch, weil ich das Gefühl habe etwas zu tun zu können, als einfach nur warten!!!! Natürlich in der Hoffnung, endlich schwanger zu werden.

Ich drücke dir ganz fest - und allen anderen natürlich auch - die Daumen. Ich hoffe das ihr einen tollen Arzt bekommt und bald starten dürft.

Liebe Grüße
Junie